Detox your life //
Gib mir Raum und Luft!

Mehr Raum zum leben. Oder, warum ich einen Großteil meiner Kleidung und auch viele Möbel aussortiere und weggebe.

Ich möchte mich reduzieren. Ausmisten. Ich möchte wieder Luft zum atmen haben. Mich nicht von meinem Kleiderschrank erdrückt fühlen, nicht bedrängt von den vielen klobigen Möbelstücken und all dem Schnippes, der hier herumsteht. Ich habe das Gefühl, all dies nicht mehr zu brauchen. Ja, ich glaube sogar, es tut gut, sich zu trennen.

In Asien habe ich festgestellt, ich brauche eigentlich gar nicht viel zum glücklich sein. Ganz im Gegenteil. Je weniger ich hatte, desto befreiter fühlte ich mich. Ein Grund, warum ich während der Reise immer mehr von meinem Gepäck verschenkte oder zurückließ. Je weniger mein Hab und Gut wurde, je leichter mein Rucksack war, desto glücklicher war ich. Es fiel, im wahrsten Sinne des Wortes, eine Last von mir – mit jedem Stück, das ich zurückließ, ein wenig mehr. Letztendlich reichte für uns drei ein Rucksack. Ein paar (wirklich wenige) Kleider, Schuhe, mein Computer, ein paar wenige Pflegeartikel – mehr brauchte es nicht für unser Glück. 

Als ich dann zurück kam, meine Haustür öffnete und in meinem Hausflur stand, fühlte ich nur eines: Enge. Ich fühlte mich erschlagen. Erschlagen von all den Dingen, die da herumstanden. Erschlagen von Möbeln, erschlagen von meinem Kleiderschrank, erschlagen von all dem Kleinkram, der sich angesammelt hatte. Uff. Ich konnte kaum atmen, es fiel mir wirklich schwer, anzukommen.

Und so fasste ich direkt einen Entschluss: Weg damit. Heraus aus dem Überfluss. Aussortieren und weggeben, auch wenn es vielleicht erst einmal schmerzt.

Weniger ist manchmal doch mehr. Ich habe meinen Kleiderschrank rigoros ausgemistet. Ich habe Kisten gepackt, massenweise Müllsäcke mit Kleidung von mir gefüllt und ich war erstaunt, wie viel da doch zusammenkam. Unser riesengroßer Flur ist voll mit Säcken und Kartons. Voll. Hatte ich zu Beginn noch Angst, mich nicht trennen zu können, trat genau das Gegenteil ein: Ich fühlte mich befreit, ich bin glücklich und zufrieden und auch ein wenig stolz auf mich. Das fühlt sich verdammt gut an. Als nächstes verschenke ich einen Teil meiner Möbel. Ich brauche sie einfach nicht alle – ich möchte mehr Leichtigkeit in unseren vier Wänden. Außerdem werde ich ein paar zeitlose Stücke dazukaufen, hell und freundlich und luftig sollen sie sein. Weg mit dem kühlen Schwarz-Grau-Weiß-Look.

Ich mag das Wort Kleiderschrank-Detox nicht. Aber es ist ein kleiner Kahlschlag, den ich hier verübt habe. Und ich bin noch lange nicht fertig, ich habe gerade erst angefangen. Zimmer für Zimmer werde ich meinen Plan weiter umsetzen. Luft. Raum. Freiheit.

Als wären all die Dinge Altlasten, schweres Gepäck, das mich erdrückt. Warum verliert man sich so oft in all dem Konsum? Ich selbst ertappe mich immer wieder dabei. Ja, die Freude ist dann für den kurzen Moment groß, für einen viel zu kurzen Moment. Aber die Wertschätzung ist oftmals schon lange verloren und es braucht immer und immer wieder Neues, um diese Freude aufrecht zu erhalten. Was aber wirklich Freude und Glück bringt, sind Kleinigkeiten. Ein schönes, gemütliches Heim – welches Platz und Raum für freie Gedanken gibt. Platz zum spielen, toben, kuscheln, beisammen sein. Es bringt Glück, seinen Kleiderschrankinhalt zu schätzen. Jedes einzelne Stück gern zu haben.

Ja, ausmisten tut der Seele gut. Und auch, wenn ich jetzt bestimmt knapp 60 Prozent meines Besitzes eingepackt, weggeräumt oder weggegeben habe, fühlt es sich nicht an, als würde es mir fehlen. Stattdessen fühlt es sich einfach nur, durch und durch, gut an.

Also, Weg mit dem Krempel. Weg mit den Altlasten.

Kommentare

Dieser Beitrag hat 29 Kommentare
  • Kerstin von sanvie
    21 Aug. 2016 Antworten

    Oh ja, das finde ich super – ich liebe es auszumisten und das Gefühl dann wieder frei zu sein kommt mir bekannt vor. Erstaunlich finde ich allerdings, dass ich immer nach einer Weile, so ca. einem halben Jahr gern schon wieder von vorn anfangen würde, dabei habe ich gar nicht so viel dazu gekauft. Aber im Grunde stellt man auch dann wieder fest – das man auch einige der anderen Dinge nicht unbedingt braucht. Bin gespannt was du noch aussortieren wirst. Liebe Grüße, Kerstin

    • Janina
      21 Aug. 2016 Antworten

      Genau so ist es. Das habe ich ja in Asien auch gemerkt. Ich hatte Henry über die Hälfte meiner Sachen mit zurück gegeben und letztendlich war es dennoch zu viel. Und jetzt zu Hause tut es einfach gut, mich zu lösen. Raum zu schaffen. Ich werde viele Möbel weggeben, ein paar wenige Dinge neu anschaffen, zeitlos, freundlich, unaufdringlich. Aber letztendlich werden sicher über die Hälfte meiner Sachen ein neues Heim finden. Ich hatte zu Beginn Sorge, dass es mir schwer fällt. Aber ganz im Gegenteil, es tut gut. 🙂

  • Eda
    21 Aug. 2016 Antworten

    Liebe Janina, das klingt ganz wunderbar und mir fiel sofort das Lied von Silbermond ein: Leichtes Gepäck. Ausmisten tut der Seele gut.
    Weiterhin alles Gute für euch vier☺️
    Eda (Aprilkind79)

    • Janina
      21 Aug. 2016 Antworten

      Liebe Eda,
      ich hab es mir soeben angehört. Ja, ja, ja. Es fühlt sich gut an und tut gut.
      Generell fühle ich mich seit der Asienreise so viel besser, es erscheint mir vieles klarer.
      Jetzt möchte ich dies auch in meinem Heim haben. 🙂
      Ich grüße dich ganz ganz herzlich,
      ich freue mich immer so von dir zu lesen!
      Janina

    • Julia
      22 Aug. 2016 Antworten

      Das war auch mein erster Gedanke 🙂 Schön geschrieben, liebe Janina.

  • Sabine
    21 Aug. 2016 Antworten

    Eine wichtige Aktion, die man ruhig mal alle paar Jahre machen kann. Da wir alle vier bis fünf Jahre umziehen, gehört es bei mir auch zum Ritual. Ein neuer Start sozusagen.
    Wichtig finde ich, dass man die Kleidung auch weitergeben kann und nicht direkt wegschmeißt. Denn Kleider werden in unserer Gesellschaft zu schnell als Wegwerf-Artikel betrachtet. Dennoch können sie noch lange gebraucht werden und einen Mehrwert liefern.
    Alles Gute im „neuen, luftigeren“ Leben Janina!

    • Janina
      21 Aug. 2016 Antworten

      Absolut, Bine, absolut. Das ist so wichtig. Es ist traurig, dass Mode immer mehr als Wegwerfware betrachtet wird. Ich gebe nahezu alles weiter. Es freut sich immer wer. Und das, was wirklich nicht ankommt, das landet dann bei der Kirche oder als letzte Möglichkeit, im Altkleidercontainer. Das was ich beispielsweise nicht mehr mag, kann ja für einen Anderen noch immer modisch sein, gut sitze, schön aussehen. Ich habe ja vier Schwestern, selbst da findet sich fast schon immer jemand, der sich freut. Ja, und bei Anni ist es so, dass ich vieles oft an eine Dame weitergebe, die in einem Heim für Kinder und Jugendliche arbeitet.

      Danke, danke, danke. Ich denke, seit Asien bin ich auf einem guten Weg. Irgendwie erscheint mir vieles klarer.

  • Eva
    21 Aug. 2016 Antworten

    Hmm, ist das die Wandlung von der Kauflust-/sucht zum Weniger ist mehr Prinzip? Wäre ja schön. Ich kann mit Kleiderschrank-Detox nichts anfangen. Ein Wort der Konsumgesellschaft, um Platz zu machen für neue Sachen und der Rechtfertigung nur wieder mehr zu kaufen – Stichwort neue, luftige Möbel. Wieso nicht die alten Möbel neu aufbereiten?

    • Janina
      21 Aug. 2016 Antworten

      Liebe Eva,

      ich mag das Wort „Kleiderschrank-Detox“ auch nicht. Das schrieb ich, glaube ich auch, im Text. Nein, ich möchte keinen Platz für neue Kleidung oder Gedöns machen. Ich möchte generell einfach weniger haben und das was ich habe, mehr schätzen.

      Möbel nur wenig, das aber mit Qualität und / oder Zeitlosigkeit. Wir hatten bisher fast ausschliesslich Ikea, das kann man einfach nicht anders aufbereiten. Aber es wird ja auch nicht weggeschmissen, sondern weiter vererbt. 🙂

      Liebe Grüße
      Janina

  • ekulele
    21 Aug. 2016 Antworten

    Ich kann dich so verstehen! Gerade heute Morgen haben Daniel und ich so richtig ausgemistet und das Gefühl war einfach großartig. Sich von Dingen zu trennen, welche man nicht benötigt macht unheimlich frei und glücklich!!!

    • Janina
      21 Aug. 2016 Antworten

      Ja total. Das empfinde ich auch so. 🙂
      Ich hab mich zurück in Deutschland so richtig überladen gefühlt. Auch finde ich es so bedenklich, dass es mir vorher gar nicht bewusst war, wie viel ich besitze, und vor allem, wie viel Unnötiges ich horte.

  • Denise
    21 Aug. 2016 Antworten

    Ach ich mag dich so sehr. Ich lese deine Berichte so gerne.
    Und wie recht zu hast. Ich muss auch mal wieder ausmisten. V.a. zieht man ja eh immer wieder das gleiche gerne an. Und der Kleiderschrank wird immer voller und voller.
    Ich möchte demnächst meinen eigenen Blog starten. Einfach weil ich es mag zu schreiben und zu fotografieren. Ich hoffe ich darf dich dann auch ein zwei Mal erwähnen. Bist eine grosse Inspiration für mich <3

  • Michèle
    21 Aug. 2016 Antworten

    „Mit der Zeitsammelt sich auf unserer Lebensreise oft mehr Gepäck, als wir tragen können. Die Kunst ist, das wesentliche vom bedeutungslosen zu unterscheiden.“ Viele liebe Grüße, Michèle. 🙂

    • Janina
      21 Aug. 2016 Antworten

      Das sind so wunderschöne und wahre Worte, danke dir, liebe Michèle 🙂

      • Pauline
        22 Aug. 2016 Antworten

        Sehr schöne Weisheit!

  • Pauline
    22 Aug. 2016 Antworten

    Ganz toller Artikel! Ich muss auch regelmäßig ausmisten und fühle mich danach so frei!
    Ich liebe deinen Blog!

  • Delia
    22 Aug. 2016 Antworten

    Du hast so Recht und ob du es glaubst, genau das plane ich für unsere Rückkehr auch. Der Mann wirft schon immer gerne weg aber mir fiel dies immer schwer. Aber da ich seit fast einem Jahr aus nur einem Koffer lebe, habe ich gemerkt dass so vieles (zu Hause) unnötiger Balast ist. Einiges haben wir auch schon unterwegs gelassen aber das ist längst nicht genug. Ich freue mich schon richtig die Wohnung leerer zu gestalten und auch Luft in den Schränken zu machen 🙂 hach, was so eine Reise alles mit einem macht …

  • Sarah
    23 Aug. 2016 Antworten

    Ich habe das auch vor einer Weile gemacht. Es tat so gut. Mittlerweile könnte ich es aber schon wieder tun, den irgendwie habe ich immer noch zu viel und es sammelt sich doch immer wieder etwas an.
    Mit Familie finde ich es auch nochmal etwas schwerer, mein Mann ist ein Sammler und auch wenn mich die Spielsachen meines Sohnes manchmal stören, kann ich die nicht wegtun, da er eh schon wenig hat und mit allem, was er hat gerne spielt.

  • Nonna
    23 Aug. 2016 Antworten

    Aber gleich zwei Tage später schon wieder bei chanel und and other stories einkaufen?Hm…Wie glaubwürdig ist das ganze?

    • Janina
      23 Aug. 2016 Antworten

      Liebe Nonna,

      ja, ich war in beiden Läden und habe in beiden Läden nichts gekauft. Rein nichts. Stell dir vor, ich hatte nicht einmal das Bedürfnis, bei & other Stories etwas mitzunehmen. Und falls du auf die kleine Chanel-Tüte anspielst, da hat Mimi (leer und ohne Inhalt) von einer Verkäuferin geschenkt bekommen.

      Wieso nicht erst fragen, bevor man mutmaßt – das wäre doch viel besser und würde nicht zu Missverständnissen führen.

      Ganz liebe Grüße
      Janina

  • Jennifer Möhring
    23 Aug. 2016 Antworten

    Oh das nenne ich mal eine Maßnahme :-O Falls Du im Zuge Deiner kleinen Befreiungstour Dein schönes blau, rot weiß gestreiftes Kleid von Zara verkaufen möchtest, würde ich mich über eine Info sehr freuen 🙂 Bin auch im Besitz dieses Kleides und eine Arbeitskollegin ist ganz verliebt in dieses Kleid. Ganz liebe Grüße, Jennie…PS: Mag Deinen Blog sehr sehr gerne 🙂

    • Janina
      23 Aug. 2016 Antworten

      Sehr gern, ich weiß nur gerade gar nicht, welches Kleid du meinst. Oh weh. 😀
      Hast du vielleicht ein Foto für mich, gern auch per Mail?

      Ich sende dir ganz liebe Grüße und möchte mich für deine lieben Worte bedanken, danke!

  • Jennifer
    23 Aug. 2016 Antworten

    Dieses: http://wordpress.p683573.webspaceconfig.de/2016/02/oh-so-pretty-casual-chic-stripes/
    Welches ich Dank Dir gekauft habe 🙂 und heute ebenfalls trage!

    • Janina
      24 Aug. 2016 Antworten

      Ah, das. Das hängt tatsächlich noch im Schrank. Ich bin unsicher, ob ich es behalten oder weggeben soll. Ich probiere es morgen einfach mal an und entscheide dann spontan. Wenn ich es nicht mehr möchte, kannst du es gern haben. 🙂

  • Natalie
    2 Apr. 2018 Antworten

    Liebe Janina,
    du hast so recht mit diesem Beitrag. Wenig zu besitzen ist so befreiend. Ich habe jetzt auch während meines Auslandssemesters gemerkt, dass ich gar nicht so viel brauche. Wenn ich wieder Zuhause bin, steht ausmisten ganz oben auf meiner ‚To do‘-Liste.
    Jedoch habe ich auch ein bisschen Angst…denn leider hänge ich doch sehr an einigen Sachen. Hast du vielleicht einen Tipp dazu? Vor allem bei Büchern fällt es mir schwer.
    Dieser Beitrag war wirklich ein Anstoß 🙂

    Allerliebste Grüße,
    Natalie

    • Janina
      2 Apr. 2018 Antworten

      Liebe Natalie,

      so lieben Dank dir für deinen Kommentar.

      Ich hänge auch sehr an meinen Dingen und ausmisten fällt mir erst einmal nicht leicht. Aber wenn man beginnt, dann merkt man, wie befreiend das ist. Also das Ausmisten. Bücher verschenke ich gern oder ich lege sie in einem Karton vor die Tür (oder damals ins Treppenhaus) – so dass sie sich jemand mitnehmen kann. Und bei uns in Hannover gibt es so kleine Bücherhäuschen. Da kann man Bücher reinlegen oder rausnehmen – als Tausch. Ganz kostenlos. Ist vielleicht auch eine schöne Idee. 🙂

      Ganz liebe Grüße
      Janina

      • Natalie
        3 Apr. 2018 Antworten

        Liebe Janina,
        danke für die deine Tipps und den „Ruck“!
        Das mit dem Bücherhäuschen klingt wirklich toll 😀 Werd‘ ich mal machen.
        Vielen lieben Dank für all deine schönen Inspirationen!
        Liebste Grüße in die Heimat.
        Natalie

        • Janina
          4 Apr. 2018 Antworten

          Liebe Natalie,

          so so so gern. 🙂

          Ganz liebe Grüße an Dich
          Janina

  • MACH MAL PLATZ | AUSMISTEN, 3 SCHÖNE IDEEN
    15 Apr. 2019 Antworten

    […] an. Viel zu viel, dachte ich. Das brauch ich gar nicht in dieser Menge. Und so mistete ich das allererste Mal so richtig groß aus. Gefühlt mussten 80 Prozent meiner Sachen gehen. Verschenkt, gespendet, manches verkauft. Und das […]

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